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über einen Berg hinweg. Wir bekamen wieder viele Wagen mit Eßwaren und Getränken in unsere Gewalt. Da kam die Nacht und machte dem Blutgeschäft ein Ende. Gern hätten wir die Franzosen weiter verfolgt, denn so eine Jagd macht Spaß. Wenn die Feinde erst weichen, dann geht's mit Freuden hinterher.
Dann bin ich noch auf dem Schlachtfelde gewesen und habe Verwundete mit in die Mühle getragen. Erst nachts 1 Uhr kamen wir ins Lager zu den Bayern und haben brüderlich zwischen ihnen aus der bloßen Erde geschlafen. Nach solcher Arbeit schmeckt der Schlaf auf einem Steine gut. Heute morgen find wir wieder in unsere Bataillone eingerückt.
Spaßhaft war's, wie unsere Leute die Wagen plünderten. Der eine nahm dies, der andere jenes. Ich habe mir ein Hemd und eine blecherne Feldflasche genommen. Seit 3 Wochen hatte ich mein Hemd auf dem Leibe. Von Schweiß und Regen sah es jämmerlich aus. Es war keine Wäsche mehr wert; ich warf es darum weg und nahm dafür das frische französische. Meine Feldflasche war zerschmettert worden; die französische aber war halb voll Bier, das mir vortrefflich schmeckte.
Nachschrift vom 2. September: Ich habe den Brief heute
wieder geöffnet, weil feine Feldpost abging. Nun will ich Dir noch einiges schreiben. Den 31. August blieben wir in unserer Stellung liegen und gingen nicht weiter vor. Unser Regiment fam, weil es gut gefochten hatte, zur Reserve und mußte eine Brücke über die Maas besetzen. Hier haben wir den ganzen 1. September dem grausamen Schießen zugehört.
Lieber Bruder! Bei Königgrätz war es schlimm, aber gegen fner fein Vergleich. Morgens 4 Uhr griffen die Bayern an und sümpften bis in die Nacht, weil die Franzosen wie die Mauern standen. Weichen aber mußten sie doch endlich, trotz ihrer Kugelspritzen, die viele Kugeln vergeblich verspritzt haben. Auch die Festung Sedan mußte sich ergeben. Noch etwas! Heute mittag rückten wir uns wieder zurecht. Ich holte mit andern Wasser zum Kochen im Biwak aus einem Dorfe, das von Bayern belegt war. Da kam die Kunde, Napoleon hätte unserm König seinen Degen übergeben. Ein Jubel in allen Lagern! Es ist nicht zu beschreiben. Fünfzig Generale und die ganze Armee haben die Waffen niedergelegt. Gott fei Dank! Nun geht's wohl nach Paris. Freuen sollte mich's mein ganzes Leben, wenn ich Paris auch inwendig zu sehen bekäme; Wien habe ich bloß aus der Ferne von außen gesehen. . . .
91. Sedan.
1. September 1870.
Vormarsch der 71er: Es mochte etwa kurz vor 6 Uhr
morgens sein — schon seit einigen Stunden schallte aus der
16*
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glühender Vaterlandsliebe beseelt, den Kamps bis auss Messer
fdli506ne%öqem wurde darum der Vormarsch der deutschen Truppen aus Paris angeordnet und noch Anfang September von der Maasarmee, bei welcher unsere Erfurter Regimenter marschierten, anaetreten. Der besseren Verpflegung balber zogen die Truppen in breiter Front. Trotzdem war die Verproviantierung während des Vormarsches mit großen Schwierigkeiten verknüpft. Die Vertreibungen sielen in den französischen Ortschaften meist sehr durstig aus. Wohl war die Gegend, nachdem man die Ardennen pai-siert hatte sruchtbar. Manches stattliche Gehöft und manches stolze Schloß zeugte von der Wohlhabenheit des Ortes, doch waren vor dem Eintreffen unserer Truppen die vorhandenen Vorräte entfernt worden. Vieles hatten die geflüchteten Einwohner mitgenommen, anderes hatten sie unbrauchbar gemacht, zu mindest aber verborgen. Das war den Unsern aber bald bekannt geworden. unterzogen darum jedes Gehöft, in das sie einquartiert wurden, einer gründlichen Besichtigung, wobei manches verborgene ^tuck zutage gefördert wurde. In einem Dorfe, wohl 3 Stunden hinter Laon, wurde das letzte Haus des Ortes das Quartier einiger 31er Musketiere. Nachdem sie ihren Einzug gehalten und Gewehre und Affen abgelegt hatten, begannen sie sofort mit einer gründlichen Untersuchung des ganzen Hauses. Und richtig, sie war von Erfolg gekrönt! Der eine hatte eine Taube, der andere ein Kaninchen, ein dritter Kartoffeln und der vierte im Keller ein Faß Wein gefunden. Aber nirgends gab es ein Kochgeschirr! Da kam der letzte aus dem Garten und berichtete, daß dort gewühlt sei. Sofort wurde mit dem Spaten losgegraben. Bald zeigte sich em großes Faß. Es wurde mit Druckbäumen herausgewürgt. Da fanden sich denn Töpse, Messer, Gabeln und allerlei Hausrat. Nun wurde geheizt, gekocht, gebraten und gesotten wie an einem Ehrentage. Als alles fertig war, ging's ans Schmausen, wobei die Gläser des öfteren gefüllt wurden.
Doch nicht immer trafen es die Unfern so glücklich. Zumeist war Schmalhans Küchenmeister. Unter den nachgeführten Rinderherden war die Rinderpest ausgebrochen, und Hammelfleisch und Erbswurst waren öfter als erwünscht aus dem Küchenzettel zu sehen.
Mitte September kam die Maas-Armee vor Paris an. Ihr siel die Ausgabe zu, die Stadt aus dem rechten Seine- und Marne-nser einzuschließen. Um die Einschließungslinie möglichst zu kürzen, war es notwendig, die Truppen unter Deckung gegen das feindliche Feuer nahe an die Außenwerte der Festung heranzuschieben. Das konnte aber nnr geschehen, wenn der Feind, der sich in den Weinbergen von Sarcelles und Pierresitte eingenistet batte, in die Besestignngen von St. Denis zurückgeworfen wurde. Am 19. September stießen unsere 31er und 71er Füsiliere mit ihm zusammen. Der Kampf war nur kurz. Die Franzofen zeigten
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117. Die Schlacht von Beaumont, 30. Angust.
So war es auch in unserem Biwak bei Sommerance. „Ihr werdet
sehen, morgen kommen wir zum Handkuß!" meinte unser Adjutant und recht
hatte er, denn 24 Stunden später knatterten unsere Podewilsbüchsen so tüchtig,
daß den Franzosen Hören und Sehen verging.
Vor und nach diesem 29. August haben wir oft biwakiert; aber kein Lager ist mir in so schöner Erinnerung als jenes unübersehbare, gewaltige damals bei Sommerance. Unsere Division biwakierte bei diesem Dorfe selbst; links von uns die erste bayerische, neben dieser das 5. preußische Korps;
rechts vorwärts von uns die Armeekorps des Kronprinzen von Sachsen, hinter uns die bayerische Kürassierbrigade, kurz, wo man hinsah, Soldaten, nichts als Soldaten.
Das war herrlich zu sehen und wohl jedermann, nicht mich allein, überkam damals ein Gefühl unbedingten Vertrauens zu unserer oberen Führung, die es so gut verstand uns auf dem Marsche auseinander zu halten, damit sich die Truppen nicht gegenseitig genierten, für das Gefecht aber alles zusammenzuballen, damit wir jeder auch noch so schweren Aufgabe gewachsen und immer, wenn irgend möglich, stärker als der zu schlagende Feind waren.
Wir hatten uns schon so recht gemütlich eingerichtet, was man eben unter gemütlich in einem Biwak im Feindesland versteht. Unsere Jäger hatten Kartoffeln in Menge gefunden, Wasser war geholt worden, Holz lieferte der nahe Wald, Salz und Brot gaben die Tornisterbestände. Die Kochlöcher waren gegraben, das Feuer loderte, das Wasser brodelte, kurz alles war fertig; nur die Hauptsache fehlte: das Fleifch.
Endlich kam unser Requisitionskommando zurück. Wir Jäger erhielten einen Prachtstier. Der Metzger stand bereit, ein Axthieb und — der Stier ging pleine carriere durch, rannte einen Jäger um, daß dem das Blut von der Stirne lief, und nahm seine Richtung gerade auf unsere Kompagnie.
„Achtung! ein Ochs kommt!" schrie ein Mann.
„Das kann ein schönes Unglück geben," rief nnfer Hauptmann und „Macht ninxn," meinte der-Gefreite Mogele, „dem wer'n mers glei zoagn!" — Kaltblütig packte er seine Büchse, spannte den Hahn und zielte: paff, da lag der Stier, zuckte noch einige Male und war tot. Der gute Schuß hatte alle Jäger herzlich gefreut und — jedermann hatte Hunger. Sofort spannten sich etwa zehn Mann an die jetzt so zahme Bestie; sie wurde hinter die Wagen geschleppt und bald brodelte sie, in etwa 1000 Teile zerlegt, in den Feldkesseln der Leute.
Gegen 3 Uhr war das Diner fertig. Suppe, Brot, Zunge, Stierfleisch, Kartoffeln, Salz, Wein; was wollte man mehr! Am Abend bei herrlichstem Wetter spielte unsere Musik. Lange saßen wir beisammen und plauderten von den Aussichten für morgen. Für uns gab es keinen Zweifel mehr, daß es zur Schlacht kommen würde.
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Extrahierte Personennamen: Adolf_Erhard Adolf Fußbatterie Karl_Landmann Karl Hauptmann_Ritter_von_Limprun
117. Die Schlacht von Beaumont, 30. August.
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und unüberwindlichem Heldentum sprach aus den einzelnen Zügen dieser Tage. Die glühende Liebe zum Vaterland, der Glaube an dessen unbewegliche Macht, die Überzeugung von der neuen Herrlichkeit, zu der dasselbe aus dem blutigen Kampfe emporsteigen mußte, schuf ihre Taten. Schon zeigte es sich, auf welche Seite der von den zwei mächtigsten Völkern Europas angerufene „Gott der Schlachten" treten wollte. Noch vor vier Tagen hörte man die Pariser Redensarten von der promenade militaire ä Berlin und heute bereits war eines der drohenden französischen Heere zerbrochen und aufgelöst.
Sämtliche deutsche Truppen, die gefochten hatten, bezogen auf der Walstatt ihr Biwak. Es war ein schöner, stiller Sommerabend, die Fahnen flatterten, die Militärmusiken bliesen den Choral „Nun danket alle Gott", die „Wacht am Rhein" und Arndts „Was ist des Deutschen Vaterland?" Alles umarmte und küßte sich vor Freude; manchem tapfern Kameraden wurde im Sterben die Hand gedrückt. Manchem Schwerverwundeten reichte man die Feldflafche und fragte, wie es ihm gehe. „Gut, deuu wir haben gesiegt!" antwortete der eine gefaßt; „Ich sterbe, aber für Deutschland!" ein anderer, als er, durch den Leib geschossen, sein Leben aushauchte. Trotz der grausigen Zerstörung hörte man an diesem Abend niemand wimmern.
Der Kronprinz beritt am Abend das ganze Schlachtfeld und begrüßte unter freudigem Jubelgeschrei von Offizieren und Mannschaften seine siegreichen Truppen. Er ritt an die Brigadegenerale heran und drückte ihnen die Hand. Dann sich zu den Truppen wendend sprach er seine Anerkennung in mannhaften Worten aus: „Soldaten! Ihr habt euch wacker gehalten! Der Sieg, den ihr miterrungen habt, ist zum Wohle und zur Ehre Deutschlands erfochten worden!"
117. Die Schlacht von Veaumont, 30. August.
Von Karl Tanera. *)
Wir Jäger waren bei Wörth eigentlich auch dabei, denn wir standen dort während des Kampfes in erster Reserve und wurden nachher noch ein Stück zur Verfolgung verwendet. Aber man hatte doch nicht das Gefühl, daß man wirklich die Feuertaufe erhalten; denn wenn auch damals einige verlorene Granaten über uns hinweggesaust waren, so erlitt doch unser Bataillon keine Verluste — und die gehören einmal dazu wie das Wasser zur Taufe, sonst ist sie eben nicht echt. Morgen aber sollten wir gründlich daran kommen.
Jeder großen kriegerischen Aktion gehen Gerüchte voraus, von denen kein Mensch weiß, wo sie herkommen. Sie sind da und verbreiten sich bis zu den jüngsten Soldaten und meistens haben sie wenigstens einigen Grund und darum erzählt sie jeder nach.
*) Ernste urtb heitere Erinnerungen eines Ordonnanzoffiziers im Feldzug 1870/71 1. Reihe, S. 18 ff. Nördlingen 18882, C. H. Beck.
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Extrahierte Personennamen: August Arndts August Karl_Tanera Karl C._H._Beck
Extrahierte Ortsnamen: Europas Berlin Rhein" Deutschland Deutschlands
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126. Eine gefährliche Eisenbahnfahrt.
Wegs wieder Wassernot eintritt, man nicht hilflos sei; also schnell mit vereinten Kräften die Feuerspritze beigefahren, aufgepackt und in einen Bahnwagen hinein und mit ihr die rasch auseiuanbergeschraubten Schläuche — kein Stück davon würde zurückgelassen. Nun aber fort!
Triumphiereub bampft der „von der Tann" mit seinem Bahnzuge, teils besetzt von Kranken nnb Verwnnbeten, teils beloben mit allen möglichen Gegenstäubeu: Ersatzmonturen, namentlich Stiefeln und Wäsche, Liebesgaben, Furage u. s. w. unter dem Wutgeheul und den Verwünschungen der angesammelten Volkshaufen zum Bahnhof hinaus. Vor dem Bahnhof führte eine Wegbrücke über das Geleise, bicht besetzt von Franzosen, welche bei unserem Abzüge zu Fuß vor einer Stuube ein Hohngeschrei aufgeschlageu hatten, bei unserer Wieberfehr mit der Maschine uns mit Verwünschungen überschütteten, jetzt aber, als wir den von ihnen schon als gute Beute erachteten Bahuzug bavonführten, Miene machten Steine und was sie sonst zur Hand bekommen konnten auf uns nieberzuschmettern; einzelne von ihnen waren mit Waffen versehen. Aber die 20 vom Tenber aus auf sie gerichteten Chassepots hielten sie boch in Respekt und ihr Verwünschungsgejohle tat den Abziehenben nicht weh. In Les Aubrais luben diese ihr Gepäck und die zurückgebliebenen Genossen ein und kamen unbehelligt nach Artenah, wo der erste Zug schon hinterstellt war.
Hier erhielt das Detachement der Felbeisenbahn-Abteilung gegen Abenb die Kunbe von dem Ausgang des Treffens bei Coulmiers und brachte noch den einen der beiden Bahnzüge bis Etampes, einer zwischen Paris und Orleans, etwas näher an ersterer Stadt gelegenen Bahnstation, wo die Maschine übernachtete um am andern Morgen (10. November) mit Tagesgrauen wieder aufzubrechen und die Sachlage bei Artenay zu erkunden.
Wiederum verzögerten kleine Unfälle an der Maschine die Fahrt. Auf dem Wege nach Toury — etwa 13 km vor Artenah — wurde dem Ingenieur von der Weiterfahrt dringend abgeraten, ba Artenah bereits von den beutfchen Truppen geräumt sei. Aber auch der dort noch stehende Zug, obwohl zum weitaus größten Teile bereits geleert, sollte nicht im Stiche gelassen werden, da schon das Wagenmaterial an sich für die Bayern zu wertvoll war. Das Detachement machte sich daher trotz aller Warnungen aus den Weg. Zwischen Toury und Artenay zieht die Bahnlinie fortwähren!) in geringer Entfernung von der Lanbstraße hin, auf welcher die von Coulmiers herkommenben deutschen Truppenkörper sich gegen Toury bewegten. Alle Augenblicke kamen nun Offiziere von der Straße her gegen unsere Maschine angesprengt mit dem Zurufe, Artenay sei geräumt, wir sollten uns hüten noch bahiu zu fahren. Mit dem oftmaligen Aufhalten verlor man viel Zeit. Da bebeutete halbwegs Artenay dem tapferen Ingenieur ein Generalstabsoffizier, daß die Abholung des bort stehenben Zuges noch nicht unmöglich sei, und nun war kein Halt mehr. Mit Vollbampf fauste die Lokomotive trotz alles Winkens von der
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608 128. Das Ende der dreitägigen Schlacht bei Beaugency-Cravant.
Ein Befehl des Prinzen Friedrich Karl bestimmte, daß unsere Armeen iierteilung am 10. Ruhetag haben und das bayerische Korps als Besatzung, nach Orleans abrücken sollte. Die Freude hierüber wurde jedoch wieder zu Wasser. Bei General Chanzy war nämlich Gambetta eingetroffen. Dieser bestimmte jenen Armeeführer noch einmal stehen zu bleiben und sogar angriffsweise vorzugehen. ^
Schon früh 7 Uhr, gerade als sieben Kompagnien der 32er (Thüringer^ vom X. preußischen Korps) auf den Sammelplatz der Brigade nach rückwärts abmarschiert waren, stürmten dichte Massen des Feindes gegen Crigny an. Die dortigen fünf Kompagnien der 32er wehrten sich wie verzweifelt, allein schließlich erlagen sie der Übermacht und verloren das Dorf. 150 wurden gefangen, die übrigen schlugen sich mit der blanken Waffe durch, nachdem sie ihre Munition verschossen. Das war ein schlechter Ruhetag.
Kaum gelangten die Meldungen hiervon nach rückwärts, so machten sich Preußen und Bayern auf, die Kameraden zu rächen. Letztere stellten, der Aufforderung des Generals von Wittich folgend, sofort ihren Abmarsch ein und kehrten freiwillig ins Gefecht zurück. Die 34. und 44. preußische sowie die 2. und 4. bayerische Brigade drangen nun vor. An Artillerie kamen aber nur zwei preußische und vier bayerische Batterien zur Tätigkeit, denn fast alle Geschütze der 22. Division und ein Teil der bayerischen waren durch Ausbrennen der Zündlöcher unbrauchbar geworden. Für diese reichte auch die noch vorhandene Bedienungsmannschaft annähernd ans.
So war es also mit der Rückkehr nach Orleans noch nichts! Nur das schon dorthin abgerückte Leibregiment und die 1er beließ man im Marsche. Wir andern, wir schlugen wieder drein. Bald kamen unsere sämtlichen noch gefechtsfähigen Batterien angefahren — angetrabt konnte man nichts mehr sagen, weil die wenigen abgehetzten Skelette von Pferden keinen Trab mehr zuwege brachten — und bald war wieder der Rummel los wie alle Tage.
Das unerwartete Vorgehen des Feindes am 10. hatte zur Folge, daß der Befehl, die Bayern sollten am 11. Orleans besetzen, um einen Tag verschoben wurde. Die ganze Armeeabteilung des Großherzogs von Mecklenburg bereitete sich also in der Nacht vom 10. zum 11. noch einmal zum Kampfe vor. Überall bedauerte man, daß es so sein mußte, aber niemand murrte. Doch heute täuschten wir uns zu unser aller Freude. Die Franzosen, selbst ihr energischer General Chanzy, hatten nun endlich doch genug. Die erlittenen Verluste, der mit Riesenschritten zunehmende Versall jeder Disziplin und Ordnung und schließlich das den Rücken der Loirearmee bedrohende Vorgehen des Ix. preußischen Korps und der 6. Kavalleriedivision aus Blois bestimmten Chanzy noch am Abend des 10. am folgenden Tage den Rückzug auf Vendome anzutreten. Damit hatte also die dreitägige Schlacht der zweiten französischen Loirearmee gegen die Armeeabteilung des Großherzogs bei Beaugency-Cravant ihr Ende erreicht. Wir konnten uns nicht einen so glänzenden
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Karl Friedrich Karl Chanzy Wittich General_Chanzy
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Wer kommt? Wer? —
Hurra, die Vierundsechziger.
Hurra, die sind wieder breiter und stärker,
Das macht, es sind richtige Uckermärker.
Die sind schon mehr für Kolbe und Knüppel, conferatur Wester- und Oster-Düppel.
Verstehen sich übrigens auch auf Gewehre, siehe Fohlenkoppel und Arnkiel-Oere.
Fünfzig dänische Feuerschlünde
können nichts gegen Prenzlau und Angermünde.
Wer kommt? Wer? —
Füsiliere, Fünfnnddreißiger.
Hurra, das wirbelt und schreitet geschwinder, Hurra, das sind Berliner Kinder!
Jeder, als ob er ein Gärtner wäre, trägt die Sträußchen auf seinem Gewehre. Gärtner freilich, gegraben, geschanzt, dann sich selber eingepflanzt, eingepflanzt auf Schanze zwei. —
Die flinken Berliner sind vorbei.
Wer kommt? Wer? —
Hurra, unsre Sechziger.
Oberst von Hartmann, fest im Sitze, grüßt mit seiner Säbelspitze.
Hut ab und heraus die Tücher!
Das sind unsere Oderbrücher, keine Knattrer und bloße Verschluser, lauter Barnimer und Lebuser.
Fest ist ihr Tritt, frank und frei.
Major von Jena ist nicht mehr dabei.
Wer kommt? Wer? —
Artillerie und Ingenieurs elfte Ulanen, Zietenhufaren,
Paukenwirbel und Fanfaren.
Halt, der ganze Waffenblitz präsentiert vor König Fritz.
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Wie wir unser Eisernes Kreuz erwarben.
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wieder vogelfrei zu sein. Ich nicht lange gefackelt, meine Pistole Herausgerissen und dann den beiden mein Maschinengewehr aufgepackt. Wie die Füchse schlichen sie damit von dannen. Ich humpelte hinterher im Kugelregen.
Al6 Invalide kam ich mit einer russischen Gewehrbedienung zurück zur Kompagnie. Mein Hauptmann klopfte mir auf die Schulter, und eine Flasche Wein und eine Mettwurst bekam ich gleich zur Stärkung. Für diese Sache wurde ich vom Hauptmann zum Eisernen Kreuz vorgeschlagen. Das Gefecht war für unser Regiment ein schwerer Tag. Erst am Abend konnten wir das Schlachtfeld behaupten, da wir Hilfe bekamen.
Gefr. P. B. (M.-G.-K., Gren.-Regt. Nr. 5).
2.
Am 3. September 1914 kam ich in Ortelsburg an. Mit noch zwei Mann meiner Gruppe wurde ich als Seitenpatrouille bestimmt, die den Vormarsch unserer Kompagnie decken sollte. Wir kamen mit einer Kosakenpatrouille ins Handgemenge, wobei wir sie abschössen. Sie war fünf Mann stark. Dadurch waren wir aber von unserer Kompagnie abgekommen und marschierten in der Ricbtung auf Willenberg zu bis zum Dorfe Groß Schiemanen, das von unseren Truppen besetzt war. Auch ich quartierte mich hier mit meinen zwei Mann ein.
Ungefähr nach zwei Stunden kamen in größter Aufregung einige Landleute zu Rad in Groß Schiemanen an. Sie meldeten, daß an der Chaussee zwischen Ortelsburg und Groß Schiemanen eine Abteilung von 80—100 Kosaken sei. Furchtbar habe sie in der Gegend gehaust und die Einwohner mißhandelt. Ich hatte gehört, wie dem General diese Meldung überbracht wurde. Daher ging ich zu ihm und meldete mich freiwillig dazu, die Kosaken zu verjagen, die sich bei einem Blockhaus aufhielten.
Schnell sammelte ich dann alles, was ich an Soldaten bekommen konnte, zusammen, auch einen Jäger zu Pferde, und marschierte mit ihnen auf das Blockhaus zu. Dort waren die Kosaken abgesessen und nahmen mit uns das Feuer auf. Unerschrocken gingen wir vor und schlugen die Kosaken unter schweren Verlusten zurück, wofür mir die Landeseinwohner sehr dankbar waren. Auf Umwegen zogen wir uns dann auf Groß Schiemanen zurück.
Unterwegs sah ich an einem Nebenweg nach Porkallen, wie russische Artillerie mit Kavallerie, etwa 10 000 Mann stark, von Ortelsburg nach Porkallen zog. Ich brachte diese Meldung zum General. Der ließ noch in derselben Nacht unsere Artillerie so auffahren, daß sie eine für uns recht gute Stellung hatte. Auch wurde sofort telegraphisch unsere Infanterie zur Verstärkung herbeigerufen. Auf diese Weise gelang es uns, beim Morgengrauen den Gegner zu überraschen und zu besiegen, so daß er sich mit schweren Verlusten zurückziehen mußte. Hätte ich die Meldung nicht gebracht, so wären wir vielleicht alle verloren gewesen; denn der Russe wollte uns überraschen.
* *
*
Am 19. November 1914 gelang es mir auf dem Rückzüge von Warschau mit sieben Mann 260 Gefangene zu machen. Es war dies ein schöner Fischzug
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Bilder aus der Schlacht bei Tannenberg. 39
sie uns, als sie auch wie besessen: Rechts um! Marsch-Marsch! machten, um an einer andern Stelle durchzukommen. Da lagen andere Truppen, die sie mit Feuer empfingen. Die hinterlistigen Kosaken wollten nichts anderes als durchbrechen. Hinter einem Gehöft versteckten sie sich. Kaum sah das unsere Artillerie, als sie auch die wilde, verwegene Jagd vorholte. Das geschah noch einige Male, bis nur noch harmlose Pferde herumliefen. Die lebenden Kosaken ergaben sich.
Der schönste Lohn wurde uns zu teil, als wir gefangene Kavallerie- und Artillerieregimenter anfahren sahen, wie wenn es auf den Exerzierplatz ging. Geführt von ihren Offizieren, kamen sie langsam an. Das Ganze sah aus wie eine Vorführung im Kinematographen.
Als wir die Gefangenen wegführten, fragte ein Russe auf polnisch ein Mädchen, wie weit es zum Bahnhof wäre. Das Mädchen gab ihm darauf zur Antwort: „Ihr fahrt wohl nach Berlin zum Kaffee?" Mit langem Gesicht und schimpfend zog er weiter. ^ „fib9. Hartungsche Ztg."
3. Ein Strafgericht.
Aus dem Bericht eines Mitkämpfers.
Unser Armeekorps hatte die Russen in der Gegend von Neidenburg und Willenberg eingekesselt, so daß sie weder links noch rechts, weder vorn noch hinten herauskonnten. Die Gewaltmärsche waren furchtbar anstrengend. Unsere Artillerie hämmerte tagelang in die Russen von allen Seiten hinein, und nun blieb ihnen nichts weiter übrig, als sich zu ergeben.
Auf dem Marsche nach Neuschwerder sahen wir, daß die Russen am Waldrande weiße Tücher schwenkten. Endlich kam ein Trupp mit einer großen weißen Fahne, und da gingen wir mit ebensolcher entgegen. Die Russen ergaben sich ohne Schuß, zwei Armeekorps. Der russische Oberbefehlshaber forderte seine Leute auf, die Waffen wegzuwerfen, sonst schösse unsere Artillerie.
Nun kamen, nachdem die Russen geblasen hatten, auf unserer Stelle 20 000 Gefangene heraus. Alles durcheinander, darunter ein kommandierender General und andere höhere Offiziere. Der andere Kommandierende hatte sich schon vorher selbst erschossen. Die Offiziere, einige Hundert, Generalstab usw. wurden in zwei Gehöften auf Stroh zusammengepfercht. Die Leute lagen in großen Roßgärten, teilweise barfuß und hungrig, Nächte hindurch auf den feuchten Wiesen, von uns bewacht. Zu Tausenden holten wir die noch im Walde steckenden Russen und Pferde hervor.
Am Montag, den 31. August, ritten wir mit der Kompagnie in den Wald und schleppten auf russischen Fahrzeugen mit russischen Pferden Waffen, Feldstüble, Tische, Aktentaschen, Karten, Koffer usw. heraus. Auch fanden wir viele Feldküchen, Geschütze, Maschinengewehre, Patronenwagen, Scheinwerfer, Telephonwagen, Kutschwagen und manches andere, trieben noch einige hundert Pferde vor uns her und erschossen die verwundeten und zum Teil bis an den Hals auf den Sumpfwiesen versunkenen Pferde.
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Extrahierte Personennamen: August
Extrahierte Ortsnamen: Tannenberg Berlin Neidenburg Willenberg